Im Interview: Das Künstlerduo Tante Woo und Roman Who?

Vielleicht hatten Sie schon Gelegenheit, das Künstlerduo Tante Woo und Roman Who? auf unseren Blauen Reisen live zu erleben. Die Opernsänger begeistern seit letztem Jahr an Bord der Mein Schiff Flotte mit ihren charmanten und stimmgewaltigen Performances. Hinter dem schillernden Duo stecken die Hamburger Roman Grübner und Andreas Schmidt, die mit ihrer Arbeit nicht nur ihrem Publikum Gutes tun – Andreas hat den Verein Künstlerhilfe e.V. ins Leben gerufen, der Künstler:innen mit psychischen Erkrankungen unterstützt. Für den Blog stehen die beiden uns heute Rede und Antwort:

Was ist das Besondere an den Auftritten an Bord? Wie nah kommt Ihr Eurem Publikum?

Das Besondere bei unserem ersten Auftritt an Bord der Mein Schiff Flotte war für uns, dass das Theater und die Bühne auf so einem Schiff gar nicht so befremdlich oder anders sind, wie man meinen könnte – im Gegenteil! Die riesigen Theater an Bord, mit ihrer fabelhaften Technik, dem Licht und all dem Know-How, wie es an modernen Stadttheatern auch an Land existiert, sind für uns ein bisschen wie nach Hause kommen. Wir haben das so nie erwartet. Es ist umwerfend – und zwar im besten Sinne!

„Unserem“ Publikum kommen wir, räumlich jedenfalls, nie wirklich nah. Wir wahren den Abstand an Bord, schon alleine deshalb, um unseren Beitrag zu leisten, dass wir überhaupt fahren können, denn das funktioniert im Moment einfach nur nach bestimmten Regeln. Das fällt uns zwar manchmal nicht leicht, aber über einen Schwatz mit dem ein oder anderen Gast (natürlich mit ausreichend Abstand und Maske) freuen wir uns dennoch.

Wir stellen eher durch unsere Shows und der Songauswahl eine ganz intime und fast spürbare Nähe zu den Menschen im Publikum her, die wir mit unserer Musik berühren wollen.

Tante Woo und Roman Who auf der Bühne

Inwiefern ist es etwas ganz Besonderes in diesen Zeiten auftreten zu können? Wie sehr seid Ihr auch immer mit dem Herzen bei allen Künstlerinnen und Künstlern, die dies aktuell nicht können?

Wir finden gar nicht die richtigen Worte, auszudrücken, wie besonders es für uns ist, in der aktuellen Situation an Bord der Mein Schiff Flotte auftreten zu dürfen.
Uns ist immer bewusst, dass viele Künstler seit über einem Jahr, überhaupt nicht einmal daran denken können, aufzutreten und mit Absagen kämpfen müssen. Wir erleben dies als traumatische Erfahrung im Künstlerkollektiv.

Es ist eine sehr schwierige Situation für die Branche, daher berichten wir darüber, wo es nur geht – denn die Aufmerksamkeit für Kunst und Künstler in der aktuellen Situation darf nicht schwinden. Daher nutzen wir die Möglichkeit unserer Auftritte natürlich auch, um zu zeigen, dass wir noch da sind und auch bleiben. Gleichzeitig wissen wir, dass ein großer Teil unserer Gage von TUI Cruises direkt an Künstler geht, die im besonderen Maße mit dieser Situation zu kämpfen haben.

Aber ja, ein gewisser Zwiespalt ist auch für uns da – wir treten auf und wissen gleichzeitig, dass es andere Künstler gibt, die genau das eben gerade nicht können. Leicht geht das nicht immer von der Hand, dass gehört zur Wahrheit mit dazu. Andreas und ich sprechen sehr viel über dieses Thema, das lässt uns nicht los – keine Frage.

Andreas, Du machst aus Deiner bipolaren Störung keinen Hehl – wie sehr bist Du gerade in diesen Zeiten an der Seite aller Künstler mit psychischen Erkrankungen? Wie sieht Deine Unterstützung aus?

Ich gehe deshalb so offen damit um, weil ich zeigen möchte, dass hinter dem Beruf des Schauspielers oder Sängers auch noch ganz andere Geschichten zu finden sind. Dass ich mit meiner chronischen Erkrankung beruflich nicht mehr ständig belastbar bin und deshalb den Weg in die Rente wählen musste, ist selbst von mir persönlich immer noch nicht final akzeptiert.

Da psychische Erkrankungen immer noch zu den Tabus unsere Gesellschaft gehören, habe ich mich entschlossen, laut und offen zu sagen: Wir sind da, uns gibt es!

Und da es viele Künstler gibt, die ebenfalls chronisch erkrankt sind, habe ich vor 8 Jahren den Verein Künstlerhilfe e.V. gegründet und bin ehrenamtlich für diesen Verein tätig und erreiche durch meine Arbeit auf der Bühne gleich drei Dinge:

  • ich kann mich gesund halten, weil ich von außen Anerkennung bekomme – trotz Erkrankung
  • ich kann die Einnahmen, die für Auftritte bezahlt werden, 1:1 an den Verein weitergeben und somit andere erkrankte Mitglieder mildtätig unterstützen und
  • ich kann mit meiner Mission dafür sorgen, das chronisch psychisch Erkrankte aus der Nische geholt werden und Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen können.

Für mich und für viele andere Erkrankte ist die Bühne Therapie. Die Bühne und das Singen oder Spielen hilft mir, gesund und ausgeglichen zu bleiben und nicht, wie in meinem Fall, der bipolaren Erkrankung ständig zwischen den Extremen Hoch und Tief zu pendeln.

Vor zwei Wochen hat sich ein lieber Kollege und Freund aus Gründen aufgrund seiner Erkrankung das Leben genommen. Und daher stehe ich umso mehr auf der Seite meiner erkrankten Kollegen und versuche solche schrecklichen Ereignisse durch meine Arbeit zu verhindern.

Letzte Frage: Wie sehr freut Ihr beide Euch schon wieder auf die Gäste, aber auch Besatzung der Mein Schiff 2?

Die Freude auf Kollegen und vor allem auf die bezaubernde Crew der Mein Schiff 2 zu treffen, ist riesig! Und auch wenn eine echte Umarmung aktuell nicht drin ist, gefühlt herzen wir uns alle trotzdem, halt mit viel Abstand. Wir haben ja schon ein paar Kreuzfahrten und viele Vorstellungen in dieser besonderen Zeit gemeinsam erlebt – das schweißt zusammen. Es sind unglaublich liebe Leute und wir sitzen eben auch alle im selben Boot, wortwörtlich 😉 Und ob man es glaubt oder nicht, zu erzählen gibt es immer sehr viel, wir sind eben gern schwatzhaft….

Tante Woo und Roman Who an Bord der Mein Schiff 2

Aktuell können Sie Roman und Andreas als Tante Woo und Roman Who? wieder an Bord erleben: Die beiden sind ab 23.04. an Bord der Mein Schiff 2.


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